Donnerstag, 4. Februar 2010

Der kleine Eklat bei Ban Ki Moons Visite

VN-Generalsekretär Ban Ki Moon war auf Zypern. Dort traf er den Präsidenten der Zyperngriechen Christophias. Da auf Zypern zwei Volksgruppen leben, jede in ihrem Staat, der eine zu Unrecht anerkannt, der andere zu Unrecht ignoriert, traf Ban Ki Moon auch die Führung der zweiten Volksgruppe. Es schickt sich, dass ein Gast ins Haus des Gastgebers geladen wird. So war es für TRNC-Staatsoberhaupt Talat selbstverständlich, Ban Ki Moon in die Residenz des türkischzyprischen Präsidenten zu laden. Wäre man auf Seiten der VN nicht darauf eingegangen, hätte die Vermittlerrolle Schaden genommen. Ban Ki Moon überquerte die Green Linie in Lefkosa und sprach mit Talat in der Residenz des türkischzyprischen Präsidenten. Dies wiederum hatte nun zur Folge, dass etliche zyperngriechische Parteien - darunter z.B. die Grünen - zu Protesten aufriefen. Man zweifelte an der "Unparteilichkeit" der VN. In den Augen vieler Zyperngriechen ist unparteilich nur, wer den inselgriechischen Standpunkt teilt. Dies, so betonen Beobachter und zyperntürkische Vertreter immer wieder, ist ein Grundübel des gesamten Konfliktes. In Nikosia kam es nun wegen des Besuchs Man Ki Moons im Norden zu Demonstrationen. Im Anschluss ließ der VN-Sondergesandte für Zypern verlauten, dass die Vereinten Nationen freilich alleine und ausschließlich die griechische Seite als Regierung Zyperns anerkenne. Vollkommen zurecht kritisierte TRNC-Präsident Talat diese Haltung. Man habe sich entschieden, den türkischen Führer auf Zypern in dessen Residenz zu besuchen, dann muss man nicht im Anschluss eine Geste zeigen, die für die türkischen Zyprer verletzend wirkt und von den protestierenden Parteien im Süden ausgenutzt werden könnte. Auch der Besuch des höchsten Vertreters der Vereinten Nationen auf der Insel hat keine weitere Annäherung gebracht. Das Grundproblem ist ein gesellschaftliches und das kann man mit keinem Vertrag oder keinem Dokument aus dem Weg räumen. (PI)