Dienstag, 25. Oktober 2011

Abiturreise sorgt für Wirbel

So genannte Matura-Reisen sind in Österreich sehr beliebt. Der Markt ist beinhart und die Konkurrenz schläft nicht. Nun sollen heuer erstmals mehrere tausend Abiturienten aus Österreich nach Nordzypern reisen. Die Frage, ob das Land diese Art des Tourismus wünscht, bleibt offen. Das Geschäft ist lukrativ, aber eben qualitativ fragwürdig. Der Aufschrei liegt aber nicht daran, dass das beschauliche Nordzypern möglicherweise mit den österreichischen Jugendlichen nicht fertig wird, denen man mehr Interesse an alkoholischen Getränken als an antiken Kulturdenkmälern nachsagt. Viel mehr gibt es Proteste am Reiseort überhaupt. Noch immer werden reflexhaft alte Vorurteile bedient: Nordzypern wäre nicht sicher genug. Das Hotel (Club Acapulco, Catalköy) liege inmitten eines militärischen Sperrgebiets und nahe an einem Munitionsdepot. Auch könne den österreichischen Gästen aufgrund der fehlenden internationalen Anerkennung Nordzyperns kein diplomatischer Schutz gewährt werden. Und überhaupt, solle bedacht werden, dass Nordzypern im Grunde "von türkischem Militär besetztes Gebiet der Republik Zypern" sei. Der Club, um den es geht, liegt tatsächlich in einer Bucht, die auch vom Militär genutzt wird. Beeinträchtigungen dadurch gibt es nicht. Das Gefahrenpotenzial ist minimal. EU-Bürger können visumfrei nach Nordzypern einreisen und werden dort auch nicht an der Grenze gehindert in den griechischen Süden zu reisen. Deutsche Reiseveranstalter wie z.B. FTI haben Nordzypern mittlerweile im Programm, man kann über etliche der Onlineplattformen Flüge nach Ercan buchen. Das Gesundheitswesen entspricht dem anderer südeuropäischer Staaten. "Urlaub auf Nordzypern ist nicht mehr oder weniger gefährlich als anderswo", betonte TRNC-Repräsentant Piller in diesem Zusammenhang. "Und auf eine Diskussion, ob es moralisch vertretbar sei, muss man sich nun wirklich nicht einlassen, wenn man die Entwicklung, die zur Teilung der Insel führte, genau studiert", ergänzte er.