Sonntag, 19. April 2009

Ermittlungen wegen "Ergenekon"


Mitten in die heiße Phase des Wahlkampfs platzte eine Nachricht, die hierzulande aufhorchen ließ, auf Nordzypern aber wenig erschreckte: Gegen den Vorsitzenden der Nationalen Einheitspartei UBP, Dervis Eroglu, und gegen Ex-Staatspräsident Rauf Denktas werden Ermittlungen durchgeführt. Weil sie Teil des ultranationalistischen Netzwerks "Ergenekon" sein sollen, das den Umsturz der türkischen Regierung durch Putsch vorbereite, so heißt es in den Medien. Im Falle von Rauf Denktas keine neue Nachricht. Ihm wirft man immer wieder vor, zu nahe an den Ultrarechten in der Türkei zu stehen. Einst war es die Nähe zu den so genannten "Grauen Wölfen", einer Organisation, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, nun ist es der Vorwurf, Denktas paktiere mit "Ergenekon". Dass auch der Führere der UBP in das Netzwerk verstrickt sein soll, ist bislang unbekannt gewesen. Eroglu wies die Vorwürfe umgehend zurück. In Zeiten des Wahlkampfes ist mit Anschuldigungen behutsam umzugehen. Auf Nordzypern, so heißt es etwa auf "tagesschau.de" wird am Ende des Tages nach den Wahlen ein "Rechtsrutsch" erwartet. Dabei stehen die Namen UBP und Rauf Denktas international für Abschottung und Nationalismus. Die "Komplexität des Zypernkonfliktes macht diese Rückschlüsse aber zu einfach. Gewinnt die UBP die Wahl, was wahrscheinlich erscheint nach den letzten Umfragen, liefert dies den Skeptikern Munition: Jetzt weiß man, warum eine Einigung womöglich scheitert. Auch auf der anderen Seite der Grenze dürfte dies so manchen freuen, nimmt man so doch der Argumentation, vor allem dort gebe es keinerlei Kompromissbereitschaft, den Wind aus den Segeln" - so TRNC-Repräsentant in München, Uli Piller. Jedoch, so betonte Piller, müssten die Behörden auf Nordzypern unabhängig vom politischen Geschehen ihre Arbeit tun können, "um entweder zur Ehrenrettung Denktas' und Eroglus beizutragen oder aber deren tatsächliche Beteiligung zu beweisen. Vorverurteilungen sind in diesen Fällen ebenso wenig angebracht wie in allen anderen."